Sandeeps Geschichte

Sandeep wäre ohne Himalayan Life vielleicht nicht mehr am Leben. Im Video erzählt er seine Geschichte:

Sie können Sandeeps Bericht auch lesen:

Namaste. Ich bin Sandeep Shresta. I komme aus einen kleinen Dorf, das Kotang heist, und ich landete schon als Junge auf der Strasse. Das Leben auf der Strasse war sehr hart – ein unglaublicher Kampf. Niemand wollte uns etwas geben. Es war gnadenlos. Zuzusehen, wie die Leute in Restaurants köstliche Speisen essen, war eine Qual - ich hatte Hunger, aber niemand gab uns etwas zu essen.

Ich wurde in eine kleine Familie hineingeboren – meine Mutter, mein Vater, mein Grossvater und meine kleine Schwester. Aber irgendwie hatte mein Grossvater einen Hass auf mich und auf meine Schwester. Wir wurden beide schlecht behandelt – er hat uns jeden Tag angeschrien und geschlagen. Und wenn meine Mutter uns etwas Geld gab, um in der Schule Essen zu kaufen, hat er sie auch misshandelt. Sie weinte oft.

Dann mussten meine Schwester und ich unser Zuhause verlassen und an einem anderen Ort wohnen. In diesem Klima bin ich aufgewachsen: Streit und Missbrauch und meine Mutter, die praktisch immer weinte.

Deswegen beschloss ich abzuhauen. Ich konnte das alles einfach nicht mehr ertragen - die Qualen waren zu gross.

Ich war im siebten Schuljahr, als ich meine Familie verliess und auf der Strasse landete. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich gehen sollte, und natürlich hatte ich bald grossen Hunger. Es war kalt, und ich hatte keine Ahnung, an wen ich mich hätte wenden können. Die Kleider, die ich trug, waren alles, was ich hatte.

Ich lief bis um 1 Uhr morgens herum. Die Polizei scheuchte mich weg, wenn ich irgendwo bleiben wollte. Irgendwann schlief ich hinter einer öffentlichen Toilette ein. Am nächsten Tag kehrte ich an denselben Ort zurück, und der Platz hinter der Toilette wurde mein Versteck.

Eines Tages sah ich meine Mutter an meinem Versteck vorbeigehen. Sie weinte und suchte nach mir. Ich sah sie, aber ich kam nicht aus meinem Versteck. Ich weinte bitterlich. Meine Mutter weinte auch, aber ich kam nicht heraus, denn ich wusste, dass ich nicht zurückgehen konnte. Es wäre alles wieder wie vorher gewesen, und das hätte ich nicht ertragen können.

Nach einer gewissen Zeit sah ich andere Kinder wie mich, die auf der Strasse lebten. Ich dachte, es wäre cool, mit ihnen herumzuhängen. Ich wurde Teil ihrer Gang. Wir stellten viel Dummes an, wir lebten miteinander und führten nie etwas Gutes im Schilde. Sie brachten mir bei, wie man Klebstoff schnüffelt. Das vertreibt das Hungergefühl. Wenn wir Geld hatten, kaufen wir etwas zu essen. Ansonsten schnüffelten wir Leim, um das Hungergefühl zu bekämpfen. So lebte ich etwa drei Jahre lang.

Doch langsam wurde alles schlimmer. Die Gewalt nahm zu. Ich wurde diverse Male verhaftet und oft verprügelt. Mir wurde klar, dass sich etwas ändern musste, und ich begann, nach einem Ausweg zu suchen.

Zu der Zeit hörte ich von Himalayan Life.

Ich lernte Aksha, Chanman und Daniel kennen. Das Team von Himalayan Life war freundlich zu uns, und ihre  Freundlichkeit hat mich motiviert, immer wieder hinzugehen. Als ich auf der Strasse lebte, dachte ich, dass es nur Hass und keine Liebe für mich gibt. Aber bei Himalayan Life wurde ich geliebt, und ich erlebte Freude.  Es war eine völlig andere Welt als meine Realität auf der Strasse.

Also bin ich geblieben. Ich lernte viel. Wir spielten zusammen und hatten Spass – etwas, das ich mir vorher nicht vorstellen konnte. Sie haben mich immer wieder sehr ermutigt und brachten mir liebevoll den Unterschied zwischen guten und schlechten Gewohnheiten bei. In dieser wunderbaren Atmosphäre konnte ich all das Neue aufnehmen und viel lernen.

In der Lehrlingswerkstatt lernte ich schweissen und Metall bearbeiten. Sie lehrten uns zu schreinern und brachten uns Grundkenntnisse als Elektriker und Klempner bei.

Dann bekam ich die Chance, einen Kurs in Hotelmanagement zu belegen, der mich sehr begeisterte. Ich schloss als Klassenbester ab. So führte mich der Weg hier ins Fresh Elements Restaurant, wo ich heute arbeite.

Ohne Himalayan Life wäre ich heute nicht hier. Vielleicht wäre ich nicht einmal mehr am Leben. Sie sind mir mit Liebe begegnet und haben mich wie einen Sohn behandelt. Sie haben meine Tränen getrocknet, meinen Hunger gestillt, und sie haben sich um mich gekümmert. Sie brachten mich zum Arzt, wenn ich krank war - all das hatte ich vorher noch nie erlebt.

Was und wie ich heute bin, bin ich nur, weil die Himalayan Life-Familie  so viel für mich getan hat.

 

 

 

 

Peter Schaeublin