Maamas Geschichte
Als Maama vor 13 Jahren bei uns auftauchte, um Hilfe für seine beiden Kinder Manissa (7) und Rajiv (5) zu suchen, war er ein gebrochener Mann.
Er war ein Jahr zuvor als billige und entbehrliche nepalesische Arbeitskraft nach Ladakh gekommen, doch die Hoffnung auf die dringend notwendige Wende blieb unerfüllt. Maama wuchs in einem Dorf in Westnepal auf, verlor seine Eltern früh und wurde in Armut von entfernten Verwandten grossgezogen. Mit nur 16 Jahren heiratete er; seine Braut war erst 15. Kurz darauf wurde seine Frau schwanger und brachte innerhalb des ersten Ehejahres ihren Sohn zur Welt. Diese Verantwortung überforderte den 17-jährigen Maama, der selbst nie eine Vaterfigur hatte, und er machte sich aus dem Staub, als sein Sohn neun Tage alt war.
Die Lage wird immer hoffnungsloser
Die nächsten 30 Jahre führte Maama ein Leben am Existenzminimum in Indien, arbeitete als Tagelöhner auf Baustellen und schlug sich mehr schlecht als recht durch. Anfangs schien dieser Lebensstil, ohne Verantwortung für irgendjemanden als sich selbst, für ihn aufzugehen. Doch mit der Zeit holte ihn das Trauma seiner Kindheit ein. Eine weitere gescheiterte Beziehung und die Verantwortung für die daraus resultierenden zwei Kinder brachten ihn an den Rand der Verzweiflung. Alkohol schien der einzige Ausweg. Die Lage für Maama und seine Kinder wurde zunehmend hoffnungslos.
Neue Hoffnung
Ein Arbeitskollege erzählte Maama vom Himalayan Life Heim in Ladakh, in dem Kinder nepalesischer Wanderarbeiterfamilien Hilfe erhalten. Mit neuer Hoffnung brachte Maama seine beiden kleinen Kinder zu uns, und wir nahmen sie sofort auf. Da wir gerade eine Küchenhilfe benötigten, boten wir Maama eine Stelle an und verhinderten so eine weitere Trennung dieser ohnehin schon zerrütteten Familie. Maama packte die Chance, und die Transformation in seiner Familie begann. Heute ist Maama kein gebrochener Mann mehr. Er arbeitet mit Freude als Chefkoch im Himalayan Life Home in Ladakh – ein Ort der Zuflucht und Transformation für ihn und viele andere!
Versöhnung und Wiederherstellung
Vor fünf Jahren bat Maama um drei Monate Beurlaubung. Nach 38 Jahren kehrte er in sein Dorf in Nepal zurück, um nach seiner Frau zu suchen, die er als Jugendlicher geheiratet hatte. Er fand sie, bat sie um Vergebung, und in einer einfachen Zeremonie erneuerten sie ihr Eheversprechen. Seither führen die beiden gemeinsam die Küche im Himalayan Life Home in Ladakh. Seit 2012 hat Maama über 700 000 Teller Essen im Himalayan Life Home in Ladakh zubereitet. Seine Tochter Manissa hat inzwischen ihren Abschluss gemacht und strebt eine höhere Ausbildung an, während Rajiv im nächsten Jahr seinen Schulabschluss machen wird.
Maamas Geschichte und die Transformation in seiner Familie zeigt, dass tiefgründige Veränderung tatsächlich möglich ist.
Maama bei der Essensausgabe im Himalayan Life Home in Ladakh